Visualisierung für IT-Merger: Die Konsolidierungskarte

enterprise architecture management visualisierung

Eine komplexe – aber generierte – Visualisierung von vGen

Die Motivation für diese EAM Visualisierung stammt aus einem Projekt, dass ich mal begleitet habe. Das Konzept für die Visualisierung, wie sie in unserer Software implementiert ist, ist von Thomas Hellkamp 2014 in seiner Bachelor-Arbeit entwickelt worden. Die Arbeit trug den Titel „Zeitorientierte Visualisierungen von Unternehmensarchitekturen: Konzept einer Konsolidierungskarte“.

Das Ergebnis ist eine der Problemstellung eines IT-Mergers in Komplexität, Inhalt, Lesbarkeit und Konfigurierbarkeit angemessene Visualisierung. Ein weiterer Vorteil ist die Generierbarkeit. Man muss sie nicht mehr per Hand malen!

IT-Merger: Bedarf nach einer eigenen Visualisierung

Die Konsolidierungskarte wurde entwickelt, um Fragestellungen im Kontext von Unternehmensübernahmen zu beantworten. Der in der Bachelor-Arbeit entwickelte Kartentyp wird im Folgenden anhand des dort beschriebenen, motivierenden EAM-Szenarios vorgestellt.

Das Anwendungsszenrio

Typische Treiber des EAM sind Unternehmenszusammenschlüsse, wie Mergers and Aquisitions. Hierbei stellt sich für die IT die Frage, wie die beiden Anwendungslandschaften (AL) der zusammenzuführenden Unternehmen zu konsolidieren sind. Neben einem kompletten Neubau der AL für das fusionierte Unternehmen, kann auch eine AL ersatzlos abgeschafft werden, und nur eine AL weiterbetrieben werden. Ein weiteres Verfahren ist das sog. Cherry Picking, bei dem sich eine neue AL aus den Systemen der beiden zu fusionierenden Unternehmen ergibt. Besonders die letzte Strategie profitiert von der Konsolidierungskarte. Das Bild dieses Beitrags enthält die graphische Darstellung einer Sicht auf ein Cherry-Picking-Szenario.

Die Transformation einer Anwendungslandschaft bei einem Zusammenschluss ist in der Regel ein langwieriger Prozess, der als internes Projekt mit diversen Unterprojekten gestaltet wird. Typischerweise müssen einzelne Softwaresysteme ausgewählt, migriert oder ersetzt, abgeschaltet oder umgezogen werden. Die Systeme können dabei wieder aus diversen Subsystemen bestehen, die jeweils einzeln betrachtet und behandelt werden können. Dabei kann der Umbau der Systeme als Sub-Projekte geplant, gestaltet und durchgeführt werden. In der Regel geschieht der Umbau nicht zu einem festen Zeitpunkt für alle Systeme sondern wird nach und nach durchgeführt, um den regulären Betrieb so wenig wie möglich zu beeinflussen. Die drei beteiligten Anwendungslandschaften (die zwei der fusionierenden Unternehmen und die neue, gemeinsame Anwendungslandschaft) haben dabei zu jedem Zeitpunkt einen definierten Zustand, der z.B. die bereits durchgeführten Maßnahmen, alle geplanten Maßnahmen und die Zustände der einzelnen Projekte und Systeme umfasst. Die Konsolidierungskarte soll dabei helfen, den Zustand einer Konsolidierung zu einem gewählten Zeitpunkt übersichtlich darzustellen (siehe Bild).

Die Elemente der Visualisierung

Im oberen Bereich bietet die Karte Platz für einen Titel. Im Beispiel ist er so zu lesen, dass die Firma A eine Firma B übernommen hat. Darunter findet sich links das Erstellungsdatum der Visualisierung. Rechts daneben findet sich das Datum, auf welches sich die dargestellten Informationen beziehen. So können vergangene, aktuelle (wie in der Abbildung) und künftige (Plan-) Zustände der drei ALs der beiden Ausgangsunternehmen und des fusionierten Unternehmens visualisiert werden. Letzteres wird immer in der Mitte dargestellt und heißt in diesem Beispiel Firma A/B. Die Systeme der AL von Firma A werden durch Rechtecke dargestellt, die jeweils oben einen Bezeichner führen (System A1 bis System A3). Dabei zerlegen sich diese Systeme weiter in Subsysteme, die ihrerseits teilweise eigene Subsysteme haben.

Status, Phasen und Meilensteine

Links neben dem Bezeichner eines Systems ist ein farbiger Kreis dargestellt, der den Status der Konsolidierung des betreffenden Systems codiert. Alle drei Systeme A1 – A3 enthalten Zeitleisten, wobei die von A1 mehr Informationen enthält als die von A2 und A3. Allen drei ist gemeinsam, dass sie einen Zeitraum von einem Jahr darstellen, die Dauer von Projektphasen durch farbige Rechtecke und das Kartenerstellungsdatum (01.01.2014) durch eine vertikale weiße Linie wiedergeben. In der erweiterten Zeitleiste von System A1 sind Start- und Enddatum, sowie ein senkrechter schwarzer Pfeil dargestellt. Dieser Pfeil markiert einen Meilenstein im Projektverlauf. Das vom Pfeil markierte Datum, (der Meilenstein am 15.02.2013 in System A1) stimmt mit dem jeweils oben rechts platzierten Pfeiltypen überein.

Migrationsentscheidungen auf einen Blick: Pfeile

Es gibt drei Pfeiltypen, die bei Firma A jeweils rechts oben in den Systemen, bei Firma B links oben in den Systemen und bei den Systemen der Firma A/B in den beiden oberen Ecken platziert werden können. Diese Pfeiltypen bestehen aus einem Rechteck mit Text, einem kleinen Rechteck als Zwischensymbol und einem Endstück, dass ein Dreieck, ein Andreaskreuz oder ein weiteres kleines Rechteck sein kann.

Systemfortführung

Der erste Pfeiltyp, siehe Systeme A1, A2, A3 und B2 repräsentiert eine im Vergleich zum Zustandsdatum (01.01.2014) noch anstehende Migration. Der Pfeil zeigt dabei in die Richtung der AL in die das Anwendungssystem migriert wird, bei A1-A3 nach rechts, bei B2 nach links. Da Anwendungssysteme im Zuge der Migration umbenannt werden können, trägt der Pfeil im Quellsystem den Namen des Zielsystems und umgekehrt. Im Pfeil von System A1 ist notiert, dass das System am 15.02.2014 in das System A/B1 umbenannt wird.

Systemablösung

Der zweite Pfeiltyp (siehe Systeme B1, SubB4 und B3) bedeutet, dass das System durch das im Pfeil angegebene System zum entsprechenden Datum abgelöst wird. System B1 wird am 01.03.2014 durch System A/B1 abgelöst, was durch eine Migration von System A1 am 15.02.2014 aus der AL der Firma A in die AL der Firma A/B hervorgegangen ist. Dies drückt aus, dass die fusionierte Firma A/B ein
System der Firma A unter neuem Namen fortführt und ein funktional redundantes System der Firma B abschaltet. Die Veränderungen werden in den Systemen der mittleren AL der Landschaft A/B nachvollzogen. Bei System A/B2 kann aus dem grünen Migrationspfeil abgelesen werden, dass es am 31.12.2013 aus dem System A2 hervorgegangen ist.

Das System A/B3 ist mit einem gestrichelten Rahmen dargestellt. Es befindet sich nämlich zum aktuellen Datum noch nicht in der fusionierten AL. Werden diese Systeme mit in die Visualisierung einbezogen, kann der Projektplan des Konsolidierungsprojekts mit Fokus auf die IT-Systeme nachvollzogen werden. An System A/B3 kann abgelesen werden, dass es die Funktionen der beiden Systeme
A3 und B2 am 15.04.2014 bzw. am 01.03.2014 zusammenführt.

Dank

Ein Lob an dieser Stelle an Thomas Hellkamp für die gelungene Arbeit und danke dafür, dass wir Auszüge aus seiner Arbeit in diesem Blog wiedergeben dürfen.

Zusammenfassung

Dieser Beitrag stellt eine EAM Visualisierung vor, die speziell im Kontext eines IT-Merger-Szenarios eingesetzt werden kann. Es werden zwei IT-Landschaften zu einer neuen gemeinsamen IT-Landschaft verschmolzen. Die Konsolidierungskarte liefert wichtige Informationen über den Migrationsstatus, das geplante Vorgehen, Projektkennzahlen und wichtige Meilensteine.